Freitag, 5. Februar 2010

PAUL - Klaus Lemke


09.02.2010| 20.30 Uhr
vorgestellt von Sabine Herpich




PAUL | Deutschland 1974 | Regie & Buch: Klaus Lemke | Kamera: Lothar E. Stickelbrucks | Schnitt: Peter Przygodda | Szenographie: George Mühleisen-Phipps, Isolde Nist | Ton: Werner Vittiglio | Darsteller/innen: Paul Lys, Sylvie Winter, Friedhelm Lehmann, Jimmy Braker, Elke Föry, Babs Ossenkopp u.a | Produzent: Helmut Rasp | 75 min

[…] Schon in der Erstbegegnung der Milieus, bei Pauls Eindringen in die Vernissage-Gesellschaft weiß man nicht, wo hier die Grenzen verlaufen zwischen drinnen und draußen, Ernst und Spiel. Das gilt für die Szene als Szene im Film, aber es gilt auch für den Rahmen dieser Performance. Denn darum handelt es sich hier: Nicht um das Ausfüllen einer Rolle, das Spielen einer Figur namens "Paul", sondern um Pauls Performance, in der die Grenze zwischen "Paul", der Figur, und Paul, dem Darsteller, nicht mehr zu bestimmen ist. Die Handkamera und der Schnitt sorgen im Wechsel von Draufhalten und Wegschneiden und wieder Draufhalten und wieder Wegschneiden dafür, dass die Orientierung in Raum und Zeit verloren geht. Die Performance als Film gelingt nur durch Zerstörung einer stabilen Ordnung der Repräsentation. Erst in diesem Zerreißen, in diesem Verwischen der Grenze, wird das Geschehen zur Performance, zur virtuosen Abbildung eines Geschehenlassens. Es gibt einen Rahmen und es gibt Improvisation, aber wer könnte sagen, wo das eine endet, das andere beginnt. Pauls Performance macht diese Szene zum Happening. In den Worten Allen Kaprows, des Erfinders des Happenings: "The line between art and life should be kept as fluid, and perhaps indistinct, as possible." […]

Ekkehard Knörer: "Pauls Performance"
in: Inside Lemke. Ein Klaus Lemke Lesebuch, hrsg. von Brigitte Werneburg (Schnitt, 2006)

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